Chow - Zuchtwertschätzung
zur Bekämpfung von Erbkrankheiten (in Bezug auf HD)


 

Zuchtwertschätzung
zur Bekämpfung von Erbkrankheiten (in Bezug auf HD)


Von Wolfgang Heine, Vorstand des CCiD

www.chow-chow-club.de

Immer mehr Zuchtverantwortlichen im VDH ist klar geworden, dass man sich den modernen Zuchttechniken nicht verschließen kann. Wenn die Bekämpfung von Erbkrankheiten und genetischen Defekten nachhaltig Erfolg haben soll, ist die Zuchtwertschätzung unverzichtbar. Immerhin werden schon 50% der im VDH geborenen Welpen durch eine Zuchtwertschätzung erfasst. Da nicht an allen Fronten 'gekämpft' werden kann, sollte man mit einer Einführung der ZWS bei der HD beginnen, da der Einstieg in diese, für uns neue züchterische Denkweise, hier am leichtesten nachvollziehbar ist.

In der Tat bedeutet Zuchtwertschätzung eine völlig neue Sicht der Dinge. Stand bislang der Phänotyp (in diesem Falle der HD-Befund) des Zuchttieres im Vordergrund, so werden in die Berechnung seines Zuchtwertes die Befunde der Vorfahren, Geschwister, Halbgeschwister - und wenn vorhanden - der Nachzucht mit einbezogen. Der errechnete Zuchtwert ist umso genauer, je mehr Informationen über die Vorfahren - auch in Seitenlinien - vorliegen und präzisiert sich, je mehr Nachzuchtergebnisse erfasst sind.

Der Gedanke, der diesem modernen Verfahren zugrunde liegt, ist, die Zuchtpartner so auszuwählen, dass die Nachkommen eine möglichst geringe Belastung durch genetisch unerwünschte Merkmale haben.

Dazu legt man als Rassedurchschnitt den Wert 100 fest; die Werte die darüber liegen, bedeuten eine höhere Ausprägung des Merkmals, Werte darunter bedeuten dagegen eine geringe Ausprägung - in diesem Falle also der HD.

Wenn wir davon ausgehen, dass die Nachkommen keinesfalls einen schlechteren HD-Befund haben sollten als der Durchschnitt der Rasse, muss man den Zuchtwert der Mutter zu dem des gewünschten Zuchtpartners addieren und dann durch 2 teilen. So erhält man den zu erwartenden Zuchtwert der Nachkommen, der nicht höher als 100 sein sollte.


Zur Veranschaulichung folgende Beispiele:

1. Rüde, HD A, fast keine Informationen über Vorfahren und Geschwister, da im Ausland gezüchtet. Vererbt bei mehr als 30% seiner Nachkommen zuchtausschließende HD- Befunde, Zuchtwert (ZW) = 163.

2. Hündin, HD C, Eltern, Geschwister, Halbgeschwister soweit untersucht HD A oder HD B. Nachkommen aus drei Würfen nach drei verschiedenen Rüden alle HD A oder HD B, ZW = 89.

3. Schwester zu dieser Hündin, HD B, hat die gleichen Voraussetzungen was die Verwandtschaft angeht, hat aber aufgrund ihrer Nachzucht einen schlechteren ZW = 91.

Selbstverständlich wird bei diesen Berechnungen auch der ZW des jeweiligen Zuchtpartners berücksichtigt. Hat ein Partner z.B. einen relativ schlechten ZW, so wird dies zugunsten des anderen Partners vermerkt.

Wie Sie sehen ist der Grundgedanke dieser Zuchtmethode, möglichst wenige Tiere mit Zuchtverbot zu belegen, denn sie könnten ja auf anderen Gebieten sehr gut vererben. Wenn der Zuchtwert auf einem Gebiet schlecht ist, hat man die Möglichkeit durch Paarung mit einem Partner mit sehr gutem ZW weiterzüchten zu können.

Man sollte sich aber darüber klar sein, dass auch die ZWS kein Allheilmittel ist, den in allen Teilen perfekten Chow-Chow zu züchten. Sie ist jedoch ein sehr gutes Hilfsmittel - züchterische Erfahrung und das nötige Fingerspitzengefühl kann sie aber nicht ersetzen!

Unsere Rasse hat aber nur dann eine Zukunft,wenn wir der Gesundheit höchste Priorität einräumen.

Der Nachweis, mit weitgehend gesunden Chows zu züchten, ist ganz bestimmt ein besseres Qualitätsmerkmal für eine Zucht, als die ellenlange Aufzählung von Siegertiteln!

Es ist eine Binsenweisheit, das eine Rasse nur existieren kann, wenn es auch Menschen gibt, die die gezüchteten Hunde kaufen. Die Mehrzahl der Welpenkäufer sind ganz normale Menschen, die eigentlich nur einen Chow für sich und ihre Familie haben wollen. Züchten, Zuchtschauen und Vereinsleben sind diesen Leuten meist völlig egal, deshalb wird zwar beim Welpenkauf noch über ein mögliches Röntgen auf HD nachgedacht, nach 12 Monaten scheint dann aber alles vergessen zu sein.

Und genau hier muss ein Umdenkungsprozess in Gang gesetzt werden. Lassen Sie Ihren Chow auf HD röntgen und die Daten in das Zuchtwertschätzungsprogramm mit einfliesen. Gehören Sie und Ihr Chow auch zu den Pionieren dieser Zuchtmethode!

Weitere Infos hierzu :
Institut für Tierzucht und Haustiergenetik
Dr. Reiner Beuing über die ZWS der Hundezucht
www.tg-tierzucht.de/hzucht/publikation/zws.pdf

Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin
www.kleintiermedizin.ch