Lei-Li


Wie ich zum „Lei“ kam

Von Gabriele Arnephy

Der Ersthund

Gerade frisch verheiratet mit einem sehr beschäftigten Ehemann. Zwar mit Vollzeitjob und Haushalt, aber immer noch viel unausgefüllter Zeit, beschlossen wir: Ein Hund muss her. Unser Weg führte uns auch auf einen Bauernhof irgendwo im Sauerland. Dort gab es in einer großen Scheune viele kleine Boxen, in denen Hundebabys vieler Arten zu sehen waren. In einer Box waren drei Chow-Chow Welpen, die ich als solche nicht mal erkannte, weil ich noch nie einen kleinen Chow gesehen hatte. Nirgendwo war ein erwachsener Hund zu sehen und allein das hätte uns bereits stutzig machen müssen. Doch die Tiere waren alle sauber und ordentlich untergebracht, sogar mit Wärmelämpchen, denn es war dunkel in der Scheune. Zu unserer Schande muss ich gestehen, dass ich absolut keine Ahnung hatte, weder von Hunden, noch vom Züchten. Das interessierte mich auch alles gar nicht, denn ich wollte nur einen Hund. Und einen möglichst schönen. Die Frage nach dem Preis entschied, dass es der Chow-Welpe nicht sein durfte, denn 800 DM sprengten mein damaliges Budget für den Hundekauf. Am Ende gab es dann einen Westy-Mischling für 250 DM. Und weiß war er und wunderschön und ohne Papiere oder Familie. Flocki, wie sollte er auch anders heißen, war 15 Jahre mein treuester Begleiter. Er war immer da und seine lustige Art und seine wunderschönen schwarzen Knopfaugen waren der Sonnenschein in meinem manchmal so schwierigen und aufreibenden Leben. Trotzdem waren meine Gedanken sehr oft bei diesen Chow-Welpen und ich dachte, wenn ich nochmal einen Hund in mein Leben lasse, dann sollte es aber ein Chow sein. Flocki starb 15-jährig alt und krank mit Hilfe einer Spritze vom Tierarzt in meinen Armen. Ich war ganz alleine mit ihm und fühlte mich so einsam wie nie. Ich habe ihn sehr geliebt und er hat mich wiedergeliebt mit seiner ganzen Kraft. Ich war inzwischen geschieden und wieder verheiratet und bekam ein Kind. Malte sollte mein einziges Kind bleiben und Flocki hat ihn sofort akzeptiert und ebenfalls geliebt. Ihm wird immer ein Kapitel unseres Lebens gehören.

Der Weg

Danach kamen 9 hundelose Jahre, die ich aber dazu verwendete, mich intensiv mit dem Chow-Chow zu beschäftigen. Ich besorgte mir Literatur und stöberte in dem dazu so idealen Internet nach allem, was mit dem Chow zu tun hat. Immer näher kam mir dieser Charakter und immer größer wurde der Wunsch, einem solchen Hund ein zu Hause zu geben. Die äußeren Umstände wurden ideal. Mein Mann startete sein Pensionärsdasein, unser Sohn fast erwachsen ... so könnte es gehen. Ich wusste inzwischen, auf was man bei der Auswahl eines Hausgenossen zu achten hatte, schämte mich noch einmal meiner Unbedarftheit in jungen Jahren und begab mich auf die Suche nach einem seriösen Züchter. Da gibt es in Deutschland ja sehr gute Möglichkeiten und auch hier war mir das Glück durch das Internet hold. Ein Klick auf die Homepage eines der beiden Chow-Chow Clubs in Deutschland bescherte mir eine Adresse in Bochum. Eine halbe Stunde Fahrzeit zum Züchter schien mir ideal, wollte ich doch so gerne mein Bärchen von Anfang an begleiten, so gut es ging. Mein Vorstellungsstermin bei der Züchterfamilie verlief offenbar positiv, denn wir blieben in Kontakt und es dauerte nicht lange, bis sie mir mitteilten, dass die Hündin belegt worden sei und mindestens 4 Welpen erwartet würden. Am 26. März 2003 wurden 5 Welpen geboren. 3 Rüden und 2 Hündinnen, alle rot. Als ich die kleinen Hunde wenig später das erste Mal sah, dachte ich: Wie soll ich denn da etwas aussuchen, die sehen ja alle gleich aus. Aber die Züchterin hatte bereits die kleinen Krallen an den Vorderpfoten mit farbigem Nagellack bestrichen und konnte die Chow-Kinder so schon einmal auseinander halten. Die kleinen Chows wackelten in ihrer Wurfkiste herum und krabbelten auf unseren Armen. Alle waren munter und fröhlich und machten einen total gesunden und zufriedenen Eindruck. Die Mama saß aufmerksam aber freundlich daneben und wir durften alle Welpen anfassen. Es war ein wunderbarer Nachmittag. Aber die Entscheidung war nötig, denn die anderen Welpen sollten ja auch neue Besitzer bekommen und es war schon ein großes Privileg, zuerst aussuchen zu dürfen. Weil es so unglaublich schwer war, einen Hund aus 5 traumhaft schönen Welpen auszusuchen, hatte ich mir meinen Sohn und dessen Freundin zu Hilfe genommen. Am Ende waren wir uns aber alle einig. Einer der Welpen hatte ein sehr dunkles Gesicht, dunkler als die anderen. Dadurch wirkten seine noch stahlblauen Augen besonders strahlend. Das war er. Es gab noch zwei weitere Besuchstermine und schon bald konnten wir unseren Hund von seinen Geschwistern unterscheiden. Er entwickelte sich hervorragend und so kam dann der Übergabetag am 26. Mai. Die Züchtereltern kamen persönlich, um den Welpen in sein neues zu Hause zu überbringen. Seine Schwester, die als einziger Welpe bei den Züchtern blieb, war auch dabei. Es war einer der schönsten Tage in meinem Leben, ein Wunsch, der sich über so lange Jahre gehalten hat ... endlich wahr. Und die Züchterin hat ein, zwei Tränen in Volmarstein gelassen.

Der Name

Nun sollten die kleinen wolligen Wesen natürlich auch alle eine Namen haben. Die Vorgabe war der Buchstabe B und chinesisch sollte er sein. Außer einer chinesischen Speisekarte kenne ich nichts in dieser Sprache bis uns irgendwann einfiel, dass mein auf den Seychellen geborener Ehemann einmal einen Halbbruder hatte, der Lei-Seng hieß. Der Vater meines Mannes stammte aus Hong-Kong. Lei-Seng sollte dann der Name sein, ein B davor und schon hatten wir B-Lei-Seng vom Chia Taiwan, der perfekte Name. Irgendwann war er nur noch Lei, heute manchmal zärtlich Lei-li.