Chow - Euthanasie
aktive Sterbehilfe für den Hund


 

Euthanasie
aktive Sterbehilfe für den Hund



Mit freundlicher Genehmigung
www.shiba-pagode.de


Die Verantwortung für meine Chow-Chow-Hündin Kimba war in der schwersten Zeit meines Lebens der einzige Grund, meinem verstorbenen Kind nicht ins Jenseits zu folgen.

Umso schwerer fiel es mir, als ich mich 10 Jahre später mit aktiver Sterbehilfe für meinen Hund auseinandersetzen musste.

Nach Jahren ihrer fortschreitenden Krankheiten (Arthrose , Spondylose) wurden Kimbas Gebrechen im 13.Lebensjahr immer offensichtlicher und regten zu Meinungsäußerungen von Außenstehenden an:

Von Lob über die Geduld, die ich für mein Tier aufbringe, über Extra-Punkte im Himmel bis hin zum Vorwurf der Tierquälerei habe ich alles empfangen.

Auf meine Fragen habe ich bis heute - auch über ihren Tod hinaus - keine sicheren Antworten:

Empfindet mein Hund noch Lebensfreude?

Leidet mein Tier? Wenn ja,...

Darf ich meinem Hund das Leid zumuten?

Kann ich sein Leiden verringern?

Ist das Leid mit dem Leben noch vereinbar?

Muss ich sein Leid beenden?

Wie würde es meinem Hund ohne mein Zutun gehen?

Was ist von der Natur vorgesehen?

Eine Tier-Tötung in Auftrag zu geben war für mich undenkbar.

Ich meine, dass wir Menschen uns nicht zu Herrschern über Leben und Tod aufschwingen dürfen. Jedes Lebewesen hat seine eigene Lebenszeit (und seinen Lebensauftrag ?).

Kimba frass bis zum letzten Tag mit Appetit und hatte bei minimalster Bewegung eine gute Verdauung (unfassbar, aber wahr!).

An Weihnachten 2005 konnte sie kaum noch stehen und ich wurde unsicherer.

Ich bat sie eindringlich, mir nicht die Entscheidung über ihr Lebensende zu überlassen.
Ich versicherte Kimba, dass ich bereit bin sie gehen zu lassen, wenn es für sie das Beste ist.

Aber Kimbas Herz schlug ungebrochen weiter, ihr Blick war fest und ungetrübt - nur ihre Knochen trugen sie nicht mehr und sie war seit Monaten schon inkontinent (Kastrationsfolge?).

In meiner verzweifelten Unsicherheit hatte ich Kimba ein Angebot gemacht:
Ich würde ihr 3 Monate Zeit geben, von sich aus zu gehen. Ich würde die Zeit für mich nutzen, um zu prüfen, ob ich mit der Entscheidung leben könnte, mein geliebtes Tier zu töten.

Meine Gefühle fuhren Achterbahn, mein Verstand war auch kein guter Berater. Es war ein ständiges auf und ab, für und wider. Manchmal konnte ich meiner Kimba gar nicht in die Augen schauen, nachdem ich ihre Tötung als mögliches Ende mit einbezogen hatte.

Anfang März 2006 wurde ich mutiger und beriet ich mich mit meinem Tierarzt. Er erklärte sich einverstanden, Kimba beim sterben zu helfen.

Anfangs bestand ich darauf, dass Kimba in ihrer heimischen Umgebung "einschläft". Aber dann wollte ich sie lieber zum Tierarzt bringen, um mir auch in der letzten Sekunde noch einen Rückzug offen zu halten.

Der Termin stand fest. Ich nahm mir noch 3 weitere Tage Zeit zum intensiven Abschied nehmen. Diese gezählten Stunden waren für mich sehr kostbar und ich war dankbar, dass ich sie mit Kimba hatte (im Gegensatz zum plötzlichen Tod).

In einer der Nächte war mir, als würde sie sterben...oder hatte ich es geträumt??

Die letzten Stunden waren außergewöhnlich bewegend.

Ich betrachtete Kimba auf der Suche nach ihrem Einverständnis und sah, was ich sehen WOLLTE: Sie liess es geschehen.

Sie durfte alle ungesunden Leckerlie fressen, die ich ihr in ihrem aktiven Leben vorenthalten hatte.

Wir schmusten und knuddelten sie auf der Couch, wohlwissend, dass das die letzten gemeinsamen Momente mit ihr sind.

Ich schnupperte noch einmal tief in ihr Fell und wollte ihren Geruch für immer behalten.

Ich nahm ihre dicken Tatzen in die Hand, die ihr Leben lang treu an meiner Seite gelaufen waren....

Ich konnte ihr gar nicht genug Dankbarkeit bekunden, für ihre unerschütterliche Treue, mit der sie mich in all meinen Hochs und Tiefs begleitet hatte.

Der Alltag war außer Gefecht gesetzt. Die Stimmung war von Tränen und Trauer durchdrungen - und Kimba mit ihrem treuen Mandelblick wirkte wie der einzige Fels in der Brandung.

Die Fahrt zum Tierarzt mutete fälschlicherweise wie eine Ausflugsfahrt an. Meine damals 9-jährige Nichte begleitete Kimba auch auf ihren letzten Weg, weil sie mit ihr aufgewachsen war.

Der Tierarzt und seine Helferin geleiteten uns direkt in den Behandlungsraum. Kimba lag auf ihrer Decke auf dem Behandlungstisch - bei vollem Bewußtsein.

Der Tierarzt verzichtete auf Worte und forderte lediglich durch einen intensiven Blick meine kopfnickende Zustimmung.

Kimba ließ sich widerstandslos die Vorderhand rasieren und dann wurde ihr die alles erlöschende Flüssigkeit eingespritzt. Ihr Bärenkopf wurde in meinen Händen ganz schwer.

Das Personal dimmte das Licht auf ein Minimum herunter und verließ geräuschlos den Raum.

Es war ganz still - Totenstille. Oh Gott - so schnell ist ein Leben ausgelöscht. Der Erlösungsgedanke wollte sich nicht einstellen.

Wir ließen uns Zeit in unserem Abschiedsraum und bestreuten Kimba mit Blütenblättern - und weinten, weinten, weinten ....

In der folgenden Nacht schneite es so dicke Schneeflocken - wie Blütenblätter - und ich wollte mir vorstellen, dass Kimba im Himmel angekommen ist und frohgemut die Wolken über uns ausschüttelt.

Ich hatte Kimbas Schlafplatz, ihre Schüsselchen, ihre Leine & Geschirr lange noch so belassen. Jedesmal wenn ich zur Wohnungstür hereinkam, fehlte mir ihr Schwanzwedeln, ihr zur Seite geneigter Kopf und ihr treuer Mandelblick.

Ich ließ mich statt dessen auf ihre Schlafstätte sinken und schluchzte hemmungslos.


„Und wenn du dich getröstet hast (man tröstet sich immer), wirst du froh sein, mich gekannt zu haben“ ( ANTOINE DE SAINT-EXUPÉRY )

Auch ich hatte mich beizeiten mit Kimbas Einschläferung versöhnt und konnte mich rückblickend über ein bewegtes und abenteuerliches Leben mit meinem treuen Chow-Chow freuen.


Foto von Kimba mit freundlicher Genehmigung.