Lara lernt lachen
Von Christiane Schöbel
Am 01.12.07 starb unsere Chow-Hündin Embih völlig überraschend an einem Hirninfarkt. Da sie auch nicht mehr die jüngste war, hatten wir uns ab und zu schon über das "Danach" Gedanken gemacht.
Fest stand: es sollte ein Chow-Chow in Not (also über den Tierschutz) und ein Elo sein, eine neue Rasse, die auf Charaktereigenschaften gezüchtet wird.
Nachdem wir Embih unter vielen Tränen beerdigt hatten, sagte mein Mann, um mich abzulenken sollte ich mich an den Computer setzen und "Bilder" gucken.
Gesagt, getan: schnell hatte ich einen 5 Monate alten Elo-Rüden,der an den Züchter zurückgegeben worden war gefunden. 2 Tage später abgeholt, ohne zu wissen,wie er aussieht und einen Traumhund gefunden.
Kurz danach fand ich dann auch mein Mädchen: Lara, eine 5 jährige Chow-Hündin, Liebe auf den ersten Blick, ich wußte, die oder keine.
Die angegebene Nummer unter Herzklopfen gewählt und von der Organisation Chow in Not an
ASPA verwiesen.
Da hieß es dann, das unsere Maus noch in Spanien lebt und 4 Wochen später mit dem Transport nach Deutschland zu uns kommen würde. Ich konnte es kaum erwarten. Der 30.12.07 war noch so weit.
Als endlich der ersehnte Anruf kam, der Transport ist da, haben wir uns mit Felix auf den Weg gemacht.
In Kassel trafen wir viele Hunde an, die sich über eine Streicheleinheit oder ein liebes Wort freuten. Nur unsere Lara, ein ausgemergeltes Häufchen Elend, war völlig verstört, lief nur im Carree, stellte sich ihr jemand in den Weg, lief sie einfach in die andere Richtung.
Nachdem die Formalitäten erledigt waren, mußten wir sie regelrecht einfangen, wobei sie meinen Mann gebissen hat, er hat sie aber nicht mehr losgelassen.
Halsband an, Leine dran und nix wie weg.
Sobald wir von den anderen weg waren, wurde sie etwas ruhiger. Jetzt hatten wir noch 2 Stunden Fahrt vor uns. Lara hatte ich in den Fußraum zu mir genommen. Dort machte ich bei ihr Touch in, eine leichte Massage zur Beruhigung. Es dauerte keine 30 Minuten und die Süße kam mit den Pfoten auf den Sitz, um mir Küsschen zu geben. Mir standen nicht zum ersten und wie sich noch zeigen soll, auch nicht zum letzten Mal die Tränen in den Augen.
Zu Hause angekommen, sollte sie erst einmal etwas fressen. An ihr war außer einem riesigen Gesäuge und verfilztem Fell nichts dran. Die Hüfte konnte man mit einer Hand umfassen und hatte Angst, wenn man es zu fest tat, würde sie durchbrechen.
Das Problem nur: sie hat eine Futtermittelallergie und wir wussten nicht worauf und wie sich dies äußert.
Also erst einmal leichte Kost. Nudeln und Putenfleisch. Danach war schlafen angesagt.
Nach einer ruhigen Nacht, sie hat die weiche Decke vor meinem Bett sofort angenommen, stand der erste Spaziergang an. Was soll ich sagen: sie ist nur
gelaufen, nicht geschnuppert, nichts gemacht, nur gelaufen und gelaufen, ihre Geschäfte hat sie dann im Garten erledigt. Das ging über Wochen so.
Am Nachmittag forderte sie uns mit Knurren und angelegten Ohren zum Spielen auf, auch das Sofa wurde schon von ihr erobert.
Da sie auch schon gerne mit uns Schmusen wollte, aber so verfilzt war und stank, habe ich ihr erst einmal die Knoten hinter den Ohren weggeschnitten. Am dritten Tag habe ich angefangen, sie zu kämmen, da ich sie nicht scheren wollte. Sie hat es von Anfang an genossen, obwohl es ziemlich geziept hat. Nach 14 Tagen fand ich, dass es an der Zeit war, den Gestank und Schmutz aus Spanien los zu werden. Also ab in die Badewanne,vorher noch auf die Waage. Ich durfte alles mit ihr machen, keine Abwehr, nur Genießen.
Das größere Problem war die Futtermittelallergie, sie reagierte mit Durchfällen, bis nur noch frisches Blut kam. Bei den Unterlagen, die wir mitbekommen haben, konnten wir mit spanischem Wörterbuch herausbekommen, dass sie auf nahe zu alles allergisch ist.
Nach mehreren gesundheitlichen Rückschlägen haben wir das richtige Futter gefunden: BARF (biologisch artgerechte Rohfütterung), Hundekekse werden selbst gebacken.
Für ihre Seele hat sie eine Bachblütentherapie mitgemacht, was ihr sehr gut getan hat. Sie blüht auf und fängt an zu lachen. Die Augen,die so traurig waren, beginnen zu leuchten und sie hat doch so wunderschöne Augen.
Heute, nach knapp 2 Jahren hat Lara viel gelernt und erfahren, aber es kommt noch jeden Tag etwas neues hinzu:
sie hat 8 kg zugenommen, ohne dick zu sein;
sie fährt gerne Auto, nachdem sie begriffen hat, dass sie damit nicht wieder weggebracht wird;
sie klaut kein Essen mehr, das wir auf dem Tisch stehen lassen;
sie spricht mit uns, wenn ihr irgendetwas nicht passt;
sie läuft ohne Leine;
sie geht unglaublich gerne spazieren,
sie hat Felix adoptiert, erzieht und beschützt ihn;
auf unseren Spaziergängen kommt sie mindestens einmal an und will in den Arm genommen und geschmust werden;
sie setzt sich Felix gegenüber durch, wenn er sich bei der Begrüßung vordrängelt;
sie genießt jegliche Form von Körperpflege, sogar fönen;
nachdem sie angekommen ist und ich glaube auch, sie weiß, dass sie nicht wieder weg muss, fängt sie an, ihre ersten 5 Jahre nachzuholen:
sie jagt Vögeln hinterher, sie fordert Kühe auf der Weide zum Spielen auf, sie findet große blonde Hunde toll, sie schmeißt sich in Bäche und Pfützen, anschließend in meine Arme, dabei lacht sie über das ganze Gesicht;
und wir? Wir lieben sie einfach so sehr, sind sehr stolz auf sie und hoffen noch sehr viel Zeit mit ihr verbringen zu dürfen;
Leider haben wir ihren Juckreiz noch nicht im Griff, aber wir arbeiten daran und wenn wir ihn besiegen, hat Lara wohl den Himmel auf Erden, wir
haben ihn jetzt schon.
Heute weiß ich, dass Embih gegangen ist, um uns Lara und Felix zu schicken und wir vier danken allen bei
ASPA, die unser Glück ermöglicht haben.
Fotos von Christiane Schöbel