Von Wolfgang Heine, Vorstand des CCiD
www.chow-chow-club.de
Besitzer von roten Chows werden ungläubig mit dem Kopf schütteln, aber Besitzer von schwarzen Chows werden ganz genau
wissen, was ich meine. Lassen Sie mich folgenden Fall schildern:
Es sind Welpenkäufer zu Besuch, beim Züchter sehen sie nur schwarze erwachsene Chows, dann die süßen, kleinen völlig
schwarzen Welpen, alles im Lack!
Dann wächst der Welpe heran und das „Problem“ beginnt. Die Fellfarbe des Jungtieres verändert sich. Erst einzelne rostfarbene
Haare, dann ganze Flächen. Beim Spaziergang wird der „schwarz gestiefelte Kater“ oft belächelt, da tatsächlich nur die Läufe,
der Fang, die Ohren und Teile der Rute an die, in der AT eingetragene Farbe erinnern. Dann die zweifelnden Fragen: Ist der Chow
vielleicht gar nicht reinrassig? Roter Vater und schwarze Mutter gleich „buntes“ Kind?
Lassen Sie mich an dieser Stelle folgendes erklären:
Der Vorgang des Umhaarens kann von einem bis deutlich über zwei Jahre dauern. In der Regel verhält es sich so, dass das schwarze
Welpenhaar, je länger es sich am Hund befindet, immer „rostiger“ wird. Dieses ist ein völlig normaler Vorgang und natürlich bedeutet
der Wechsel des Haarkleides vom Welpen bis zum erwachsenen Chow, unabhängig von der Farbe, eine eklatante Veränderung.
Schwarz ist nicht gleich Schwarz; ich will damit sagen, dass es sehr wohl individuelle Unterschiede hinsichtlich der Farbintensität gibt,
auch wenn diese natürlich längst nicht so gravierend ausfallen wie z.B. bei den roten Chows. Also nicht verzagen, spätestens mit drei
Jahren ist bis jetzt jeder Chow voll entwickelt gewesen. Es ist im Gegenteil sogar positiv zu bewerten, wenn der Junghund für seine
Entwicklung mehr Zeit benötigt, denn für gewöhnlich ist dieser Hund dann auch länger „schön“. Es gibt genügend Beispiele für
Chow-Chows, die mit ca. einem Jahr komplett entwickelt waren und in den Folgejahren diese Qualität nie wieder erreichen konnten.
Bezogen auf die Farbintensität der schwarzen Chows ist es leider so, dass in den vergangenen Jahren von immer mehr Liebhabern
hierbei kräftig nachgeholfen wurde. Das Fell wird gefärbt um so den Eindruck eines perfekt schwarzen Harrkleides vorzutäuschen.
Die Praxis des Fellfärbens ist ein offenes Geheimnis im In- und Ausland die, meiner Meinung nach, der Ächtung bedarf. In Bezug auf
Zuchtschauen sind derartige Manipulationen natürlich verboten, da dem amtierenden Zuchtrichter etwas suggeriert wird, was gar nicht
den Tatsachen entspricht.
Vor Ort ist es schwer zu beweisen, das hier mit betrügerischer Absicht gearbeitet wird. In der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit wird kein
Zuchtrichter den Beweis des Betruges antreten können. Aber seien Sie versichert, mit etwas Zeit lässt sich jede genommene Haarprobe
analysieren. Insider der Chow-Szene sind in der Regel in der Lage, ein natürliches von einem künstlichen Schwarz zu unterscheiden.
Außerdem muss der Besitzer eines gefärbten Chows damit rechnen, dass man seinem Chow auch außerhalb der (paar) Zuchtschauen
begegnet und nicht (nur) frisch gefärbt, kurz vor Ausstellungstermin!
Fazit: wem nützt das Färben, wenn auch Zuchtrichter nicht den schwärzesten Schwarzen auf Platz 1 setzen? Dem
Hund am allerwenigsten! Und wer betrügt sich schon gern selbst? Also: Bekennen Sie Farbe!
Außerdem, wie soll diesem „Problem“ züchterisch begegnet werden, wenn so viele „farbunechte“ herum laufen?
Denken Sie mal darüber nach!
Übrigens soll man auch schon Farbmanipulationen bei roten Chows nachgewiesen haben. An die seltene blaue Farbe
hat sich anscheinend noch niemand herangewagt. Dies sollte jetzt aber keine Aufforderung zum Experimentieren sein!
All unser Streben sollte dem Wohl unserer geliebten Rasse dienen. Die Faszination der Chows ist nicht zuletzt begründet
in ihrer Natürlichkeit!