Es gibt unterschiedliche Formen des Entropiums.
Das erbliche Entropium ist eines der am weitest verbreiteten Probleme des Chow-Chows. Ursache dafür ist eine erbliche Missbildung der Augenlider. Bei einem Entropium (oder Roll-Lid) rollt sich der freie Lidrand teilweise oder über die gesamte Länge nach innen. In den meisten Fällen ist das Unterlid betroffen.
Erbliches Entropium:
Dieses Entropium ist nicht unbedingt von Geburt aus vorhanden. Es entwickelt sich erst in den ersten Lebensmonaten. Der Erbgang ist polygen (mehrere Gene sind für die Vererbung verantwortlich). Die Ausprägung des Entropiums hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Von der genetischen Veranlagung des Hundes, sowie von der Anatomie des Schädels und der Hautfaltenbildung im Kopfbereich.
Das nasale Entropium führt aufgrund der permanenten Reizung durch die Fellhaare nicht nur zum stetigen Tränenfluss, sondern auch zu chronischen Pigmenteinlagerungen und Defekten der Hornhaut. Dies führt in vielen Fällen zu starken Schmerzen und Sehbeeinträchtigungen.
Bei größeren Hunderassen tritt das Entropium in Kombination mit einer langen Lidspalte auf. Bei diesen Hunden ist ein Teil des Lides eingerollt, das andere Teil auswärts gerollt. Diese hochgradige Fehlstellung führt zu einem sogenannten Makroblepharon (zu große Lidspalte), bei dem die Lidfunktion und somit der Schutz des Auges nicht mehr gewährleistet ist.
Erworbene Entropium:
Aufgrund von Verletzungen am Augen oder anderen Einflüssen, kann sich der Lidrand einrollen. Man spricht hierbei vom Narben-Entropium. Das spastische Entropium entwickelt sich bei Erkrankungen des Auge. Bei diesen schmerzhaften Erkrankung des Auges, blinzelt und kneift der Hund so stark, dass der Lindrand nach innen rollt. Mit Hilfe einer örtlichen Betäubung des Auges kann der Tierarzt die verschiedenen Formen des Entropiums eindeutig zuordnen. Dies ist wichtig für die weitere Therapie. Es muss die eindeutige Ursache des Schmerzes beseitigt werden um den Hund therapeutisch zu helfen.
Entropium senil:
Dies tritt bei alten Hunden auf. Es betrifft das Oberlid, dessen Stützfunktion, durch eine altersbedingte Bindegewebsschwäche des Lid, nach lässt. Somit können die Haare des Oberlides auf dem Auge reiben.
Entropium bulbare:
Das Ober- und Unterlied rollte sich komplett ein. Dies tritt z.B. bei einem zu kleinen angeborenen Augapfel oder bei einer verletzungsbedingten Schrumpfung des Augapfel auf.
Folgen des Entropiums:
Der Lidrand sorgt neben dem Schutz des Auges vor äußeren Einflüssen auch für die gleichmäßige Verteilung des Tränenfilms. Des weiteren befinden sich im Lidrand Talgdrüsen, die den Lidschlag geschmeidig machen. Eine vorschnelle Austrocknung der Tränenflüssigkeit wird dadurch vermieden. Die Lidränder selbst sind haarlos, so dass beim Einwärtsrollen die Fellhaare auf dem Auge zu reiben beginnen. Ein Entropium führt immer zu tränenden Augen, Schmerzen mit Kneifen und Blinzeln. Weiter zu einer Bindehaut- und Hornhautentzündungen. In vielen Fällen entsteht durch die eingerollten Haare eine so starke Reizung der Hornhaut die zu einem Defekt in der Hornhaut führt, was zum Verlust des Auges führen kann.
Behandlung des Entropium:
Die Behandlung hängt in erster Linie von der Ursache ab. Generell muss nahezu jede Form des Entropiums jedoch operativ korrigiert werden. Um ein schmerzbedingtes Entropium auszuschließen sollte immer vorab der Test mit den örtlichen Betäubungstropfen durchgeführt werden. Bei Welpen gibt es die Methode des „Lid-Tackings“. Hier wird eine Hautfalte um das Auge zusammen gerafft, damit die Lidränder und die Haare nicht mehr direkt auf dem Auge reiben können. Diese Falte wird ca. 2 Wochen beibehalten. Evtl. kann sich in der Wachstumsphase des Welpen das Entropium auswachsen. Das Lid-Tacking sollten nur spezialisierte Fachtierärzte ausführen. Generell sollte man erst dann eine Operation durchführen, wenn der Hund ausgewachsen ist.
Züchterische Konsequenz:
Da der Erbgang bis heute noch nicht vollständig geklärt ist, sollten von Entropium betroffene Hunde von der Zucht ausgeschlossen werden. Das Entropium wird im polygenen Erbgang weiter gegeben (d.h. es sind verschiedene Gene dafür beteiligt). Zur Prophylaxe sollten Elterntiere und Wurfgeschwister ebenfalls auf Lidfehlstellungen untersucht werden und gegebenenfalls von der Zucht ausgeschlossen werden.
Bilder:
Yin von Rotraut Ueding