Diese Hunde wurden während der letzten Jahre ziemlich häufig nach England importiert, man nannte sie dort „Chow-Chow“ und „edible dog“, Diese Bezeichnungen sind in fast allen neuen kynologischen Abhandlungen übergegangen, wiewohl „Chow-Chow“ (nach Siber) eigentlich ein chinesisches Gemüse bedeutet und das „edible“ (eßbar) wohl auf alle Hunderassen Chinas angewendet werden kann, da die ärmeren Volksklassen dort nicht so feine Unterschiede machen. – War Siber, welcher die Tschaus auf Sumatra und Borneo, wo sie zahlreich von den dort wohnenden Chinesen gehalten werden, genauer kennen lernte, schrieb mir von dort, dass diese Hunde „beim ersten Anblick den Eindruck eines großen, etwas zu langen Bauernspitze machten, doch sei das Haar kürzer und straffer und ähnele mehr den Wolfshaar“, Inzwischen sind in England auch bereits lang-, und kurzhaarige Tschaus aufgetreten und die originale schmutzig gelbrötliche Färbung ward dort bereits zum brillanten Roth gesteigert, auch schwarze Exemplare kommen gegenwärtig in England vor und ihre Zahl übertrifft auf den Ausstellungen meistens die der rothen.
Ein Hauptzüchter ausländischer Hunde (Mr. Taunton) schildert den Tschau als einen spitzartigen Hund mit breiter Stirn, die Schnauze stumpfer als beim deutschen Spitz, die Ohren klein, abgerundet und spitz vorwärts gerichtet, die Augen klein und schwarz, der Rumpf kurz und gedrängt, die Hinterläufe steil, das Haar dick und hart mit guter Unterwolle und die Ruthe gut gerollt. – Es giebt rothe und schwarze – charakteristisch für die Rasse ist die schwarze oder blauschwarze Farbe der Zunge. Die Jungen werden mit fleischfarbiger Zunge geboren, nach etwa acht Tagen zeigt sich ein schwarzer Fleck, welcher sich allmählich über die ganze Zunge ausbreitet. Doch hatte Mr. Taunton Würfe aufgezogen, in welchen Junge mit ganz schwarzen, schwarz gefleckten und solche mit fleischfarbener Zunge auftraten.
Max Siber bemerkt, daß der Tschau selbst bei den in Sumatra und Borneo wohnenden Europäern wegen seiner Wachsamkeit und Selbständigkeit, wie durch sein gedeihen in dem heißen Klima sich eines guten Rufes erfreut. „Während der Nacht sind diese Hunde außerordentlich wachsam, Tags über liegen sie im Schatten und schlafen mit einem Auge, sie geben nichts auf Liebkosungen Fremder und spielen kaum mit ihrem Herren, während der Nacht sind sie unausgesetzt auf den Beinen. – Er ist nicht anders als unser Bauernspitz, aber nicht so fein im Kopf, mit schief stehenden Augen, rechts geringelter Rute, die Farbe meist roth, doch auch rahmfarbig. – Eine auffällige Gestalt – die schwarze Farbe der Zunge – verschwindet regelmäßig bei Kreuzungen mit anderen Hunden, während das Exterieur sich kaum verändert. Einige Exemplare Wolfsklauen an den Hinterläufen“.
Die Abbildung Fig. 130 zeigt ein drei Monate altes Puppy, dessen Photographie Herr Siber mir von Deli-Sumatra überschickte – der erwachsene Hund ist Chow-Chow, Besitzer Mrs. F. Porter, The Avenue, Twidenham. Der Hund erhielt vor mehreren Jahren I. Preis Krystrallpalast. Schulterhöhe 51 am; Gewicht 60 Pfd.; Farbe röthllich.
Die Schädel der Tschaus, welche Max Siber von Sumatra einschickte, ähneln in etwas denen unseren Spitze, doch ist der Schnauzenteil bedeutend stärker und länger und die Schädelkapsel kleiner. Die Stirnseite ist bei älteren Exemplaren nach hinten ziemlich stark entwickelt, der Absatz vor der Stirn nur flach ausgebuchtet.
Ein Pärchen dieser langhaarigen chinesischen Spitze gelangte vor mehreren Jahren in Gesellschaft eines jungen Tigers aus China in den Besitz des zoologischen Gartens zu Berlin. Der Thiermaler Friese lieferte damals eine schöne Zeichnung dieser Gruppe.
Diese Hunde hatten die Form und Größe der gewöhnlichen Tschaus; die Behaarung war aber außerordentlich lang und sehr weich und schön. Die Farbe hellfüchsig oder gelbröthlich, beim männlichen Hund dunkler. Von dem gewöhnlichen Tschau unterscheiden sich diese Hunde zunächst durch die auffällige prächtige Behaarung und es bleibt fraglich, ob der Tschau in seiner Heimath überhaupt jemals so streng in bestimmter Form gezüchtet worden ist, wie dies gegenwärtig von Seiten englischer Züchter geschiet.
Quelle: "Die Rassen des Hundes" von L. Beckmann, erschienen 1898
Original