Gestern Abend war es soweit. Peter und ich lösten den Gutschein ein, den ich von meinen Arbeitskollegen zum 50igsten Geburtstag geschenkt bekommen habe.
Wir kannten weder den Pörtnerhof in Seßlach, wo dieses Dinner statt fand, noch konnten wir uns etwas unter “Genießen im Dunklen” vorstellen. Durch die Zusammenarbeit des Restaurants mit der Würzburger Blindenstiftung entstand diese Idee, ein Abendessen in der vollkommenen Dunkelheit anzubieten. Ein Teil des Erlöses geht auch an die Blindeninstitutsstiftung.
Um 18:30 Uhr war Treffpunkt im Restaurant und bei einem Glas Prosecco wurden wir auf das vor uns liegende Abendessen vorbereitet. Es mussten alle Handys ausgeschaltet werden und wir wurden dann in zweier Paaren durch eine Lichtschleuse geführt und an unseren Tisch und Sitzplatz geleitet. Von nun an waren wir auf uns selbst gestellt. Wir saßen uns paarweise gegenüber. Uns wurde noch erklärt, dass vor uns ein Brotkorb sei und wenn wir Wasser zum Essen trinken möchten, die offenen Flaschen auf dem Tisch stehen würden. Wir könnten, nein wir mussten das Wasser selbst einschenken, im Dunkeln. Wein oder andere Getränke wurde uns an den Tisch gebracht und von unserer Gastgeberin eingeschenkt. Anhand der Besteckanordnung konnten wir erfühlen, dass es ein 4-gängiges Menü sein wird. Die beiden Bedienungen verfügten über ein Nachtsichtgerät und kannten auch den Raum. Es war für sie trotzdem nicht so ganz einfach, das Essen und die Getränke zu servieren.
Der erste Gang wurde aufgetragen und wir konnten damit anfangen in der kompletten Dunkelheit zu essen, was nicht ganz so einfach war. Den Versuch mit Messer und Gabel zu essen habe ich im Vorfeld ausgeschlossen. Für mich war der Suppenlöffel und meine linke Hand das Besteck durch den Abend. Nachdem wir die Vorspeise gegessen hatten mussten wir erraten was wir auf dem Teller hatten. Es war ein hervorragendes Steinpilzrisotto mit kurz gebratenem Zander. Beim nächsten Gang war meine Hand nutzlos. Es gab eine sehr köstliche Karotten-Ingwer-Suppe mit Gemüseeinlage. Als Hauptgang folgte eine Variation vom Schwein. Mit Backpflaumen gefüllte Schweinelende und ein Stück Krustenbraten, an Steckrüben-Kohlrabi Gemüse, mit Sellerie-Kartoffelpüree. Ein Traum! Zum Abschluss wurde uns noch ein kleiner Nachtisch serviert. Es waren unterschiedliche Früchte und Schokoladenstückchen, die wir ebenfalls geschmacklich erraten mussten.
Um unsere Augen nach dem Essen wieder langsam ans Licht zu gewöhnen, wurde ein Teelicht in den Raum gebracht. Wir alle waren überrascht, dass dieses kleine Teelicht für unsere Augen schon als viel zu grell empfunden wurde.
Für uns war es sehr interessant, wie man in dieser kurzen Zeit in der vollkommenen Dunkelheit seine Sinne schärfen kann. Wir empfanden die Gespräche am Nebentisch lauter, als sonst und was viel wichtiger war: Man konzentriert sich enorm auf den Geschmackssinn beim Essen. Das hätten wir bei weitem nicht gedacht. Bei diesem Dinner im Dunklen ging uns tatsächlich ein Licht auf!
Ein ganz dickes DANKE an meine Kollegen, die sich dieses tolle Überraschung ausgedacht haben!