auf die Worschd kommt’s an.
Außerhalb Frankens werde ich immer fragend angeschaut, wenn ich von “blauen Zipfel” erzähle. Noch ungläubigere Blicke ernte ich bei der Erklärung, dass es sich um Bratwürste handelt, die in einem Essigsud gar gekocht werden. Wir Franken schätzen die “Brad-Worschd” nicht nur auf dem Grill, sondern auch aus dem Topf. Viel verkehrt kann man bei der Zubereitung der “blauen Zipfeln” nicht machen. Meiner Meinung nach ist es viel wichtiger die richtige Bratwurst zu finden die in den Sud kommt. Franken ist ein vielfältiges Wurstland. Jede Region, ja fast schon fast jedes Dorf hat seine eigenen Geschmacksrichtung. Große Unterscheide gibt es beim roten und weißen Pressack, bei der roten und weißen Stadtwurst und vor allem bei der fränkischen Bratwurst. Als ich vor Jahren von Wendelstein nach Bamberg zog (ca. 70 km Luftlinie), suchte ich verzweifelt nach meiner “Fränkischen Bratwurst”, die gröber im Met und wesentlich länger und dicker ist, als die weit bekannte “Nürnberger Rost-Bratwurst”. Diese beiden Bratwurst-Sorten sind sehr würzig, haben keinen Kümmel und viel Majoran in sich. Die “Bamberger Bratwurst” ist vom Met her sehr fein und für mich eher geschmacksneutral. Im Raum Coburg wird die “Coburger Bratwurst” produziert. Sie ist wahrscheinlich die längste Bratwurst in Franken, die man in einem “Weggla” (Brötchen) zu essen bekommt. Ihr Met ist auch sehr würzig und frisch vom Grill sagt sie mir noch mehr zu, als die “Fränkische Bratwurst”. In Kulmbach bekommt man dann die “Kulmbacher Bratwurst”, von der mein Papa immer sehr begeistert war. Ihr Met ist mir persönlich jedoch viel zu fein. Was für ein Glück, dass ich eine Metzgerei gefunden habe, die meine “Fränkischen” Bratwürste nebst den “Coburger” Bratwürste im Bamberger Raum mit anbietet. Nachdem sich der Sud für die “blauen Zipfel” wunderbar am Abend vorher zubereiten lässt, sind sie ein relativ einfaches Essen, das hervorragend schmeckt und schnell zubereitet werden kann.
Mengenangaben kann ich nicht bestimmen, das muss jeder selbst abschmecken.
Einen großen breiten Topf zur Hälfte mit Wasser füllen und langsam mit Wacholderbeere, frischen Lorbeerblättern, frische zerquetschte Pfefferkörner, Nelken, evtl. gekörnte Brühe, grobes Meersalz und Wein-Essig aufkochen lassen. Wer mag kann auch einen Schuss Weißwein mit in den Sud geben. Derweilen schneide ich Zwiebeln in Spalten, gerne auch klein geschnittenes Wurzelgemüse und gebe dies mit in den Sud. Alles zusammen aufkochen lassen, die Hitze reduzieren und ca. 30-60 Minuten mit halb geöffneten Deckel leicht köcheln lassen. Die Zwiebeln sollten noch bissfest sein. Den Deckel weg nehmen und die Bratwürste in den Topf legen und vorsichtig ziehen lassen. Die Brühe darf auf keinen Fall kochen, sonst platzen die Würste. Nach ca. 10 Minuten sind die Bratwürste durchgezogen. Serviert wird in tiefen Tellern mit dem gegarten Gemüse und etwas Sud. Dazu gibt es frisches Brot oder Laugengebäck.